Handwerk in der Ergotherapie im praktischen Einsatz
Erfahren Sie mehr über ergotherapeutische Verfahrensweisen und aktuelle therapeutische Ansätze aus dem Praxisleben.
Beim Handwerk in der Ergotherapie werden unterschiedlichste handwerkliche Techniken eingesetzt. Zur Verwendung kommen Materialien wie Holz, Ton, Papier, Peddigrohr oder Textilien. Die einzelnen Materialien werden gezielt ausgewählt und eingesetzt. Je nach Art der Behandlung wird Material und Technik ausgewählt. Soll der emotionale Bereich gestärkt werden, kommen eher gestalterische Elemente zum Tragen, wie beim Arbeiten, mit Ton oder beim Malen.
Möchte man den kognitiven Bereich und die geistige Leistungsfähigkeit stärken empfiehlt es sich mit Holz oder Peddigrohr zu arbeiten, da hier Arbeitsschritte einzeln geplant und vorbereitet werden müssen. Und Schlussendlich auch verschiedene Spezial Werkzeuge zum Einsatz kommen. Erzielt man bei den gestalterischen Tätigkeiten ein schnelles Ergebnis, benötigt man beim handwerklichen Arbeiten Ausdauer, ein strukturiertes Vorgehen und eine gute Planung.
Die Auswahl des Materials ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Auswahl der Tätigkeit und fördert ganz nebenbei die Wahrnehmung und Sinneseindrücke. Während es sich beim Filzen um ein warmes, weiches Material – die Wolle handelt, ist die Verarbeitung mit Gipsbeton eher ein hartes, sprödes und kühles Material, welches mit Werkzeugen bearbeitet wird, in dem es zerteil wird und Stücke abgenommen werden.
Beim Filzen jedoch wird der Gegenstand aus vielen kleinen Wollflocken aufgebaut und zusammen gebracht. Diese Wirkung der Materialen wird bei den handwerklichen Tätigkeiten in der ergotherapeutischen Behandlung gezielt eingesetzt. Durch das aktive Tun wird die Selbsteinschätzung und Wahrnehmung trainiert, die Aktivierung von Erlebnisprozessen und Erfolgserlebnissen verbessern Genesungs- und Heilungsprozesse.
Es kommt zu Erfahrungen mit den eigenen Erlebnis- und Reaktionsweisen und Zusammenhängen zwischen Verhaltensweisen und der Entwicklung von Symptomen. Besonders bei freien Tätigkeiten oder Gestaltungsmöglichkeiten stellt der Betroffene sich selbst dar. Seine Emotionen, seine Ängste als auch Hoffnungen kommen beim Tun und in seinem Projekt zum Ausdruck. Durch das bewusste Formen spiegelt das Ergebnis das eigene Ich.
Zum einen kann der Prozess des Gestaltens Freude und Erleichterung verschaffen, dient aber auch dazu sich Kennenzulernen und zur Selbstwahrnehmung. Bei Tätigkeiten mit klaren Aufgabenstellungen werden vorrangig Zielsetzungen umgesetzt, die zur Erweiterung von Fähigkeiten und Fertigkeiten dienen und die Förderung kognitiver Kompetenzen fördern, wie z.B. die Handlungsplanung. Vorrangig werden handwerkliche Techniken bei zwei Methoden der Ergotherapie eingesetzt; bei der kompetenzzentrierten Methode und der ausdruckszentrierten Methode.
Die Aufgabenstellung ist häufig bei der kompetenzzentrierten Methode geschlossener formuliert als bei der ausdruckszentrierten Methode, welche eher offen gestellt wird. Anhand der therapeutischen Zielsetzung kommt eine der beiden Methoden zum Einsatz. Die Zielsetzungen können sowohl den kognitiven Bereich als auch den emotionalen Bereich betreffen.
Eine Nachbesprechung über die Tätigkeit erfolgt einmal nach jeder Einheit, um für die nachfolgenden Stunden einen Ausblick zugeben und um das nächste zu erreichende Ziel zu formulieren. Dadurch lassen sich Abweichungen von der Zielvorgabe schon nach kurzer Zeit definieren und korrigieren. Schlussendlich schafft das Arbeiten mit verschiedenen Materialien und das Ausprobieren der unterschiedlichsten Methoden mehr Lebensfreude und ein gesundes Selbstbewusstsein und ist dem Heilungsprozess und dem ankommen im eigenen Lebensumfeld absolut förderlich.